Donnerstag, 30. Mai 2013

Grenze

Man lebt in einer Welt der Extreme. 
Die Gefühle wechseln in Minuten zwischen Liebe und Hass, Euphorie und Depression, Selbstzweifeln und Selbstüberschätzung.
Früher, wenn man das Haus verließ, trug man immer eine Klinge dabei. 
Spürte man, dass die innere Anspannung zunimmt und es einem schlechter geht, nahm man es in die Hand und drückte zu – so lange, 
bis der Schmerz einen zurück ins Leben holt. 
Lange Zeit ließ der Druck erst nach, wenn Blut aus den Schnittwunden floss, 
die man sich selbst zugefügt hat. 
Viele Jahre voller Höhen und Tiefen, Therapieabbrüchen, Fortschritten und Rückschlägen, engen Beziehungen und heftigen Zurückweisungen, aber man lernt irgendwann seine Gefühle zu kontrollieren.

Bei mir zeigt sich Borderline durch ein gestörtes Beziehungsmuster, aggressives Verhalten mir selbst und anderen gegenüber, aber auch durch ein riskantes Verhalten, beispielsweise was Drogen oder Alkohol, aber auch Sex, Ausgaben oder gefährliche Hobbys anbelangt. 
Für Menschen, die nicht in der Thematik drinne stecken, sind die Verletzungen die man sich häufig selbst zufügt nicht verständlich.
Arme, Brust, Beine: Die Haut sieht aus wie eine Landkarte psychischer Krisen. Die Narben zeigen, dass ich unter enormer innerer Spannung stehe.
 In manchen Fällen baut sich innerhalb von Sekunden ein solcher Druck auf, dass ich von mir selbst und der Umwelt abgeschnitten und entfremdet fühle. 
In solchen Momenten muss ich einfach fühlen, dass ich noch lebe. Durch die Verletzung komme ich wieder ein Stück in die Welt zurück. 
Ich blende alle Folgen aus und denke nicht an Konsequenzen etc. Mein Körper ist dann wie fremdgesteuert. Nicht selten müssen diese Schnitt - und Verbrennungswunden ärztlich beandelt werden.

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